Spanien, die Nordküste

Santiago de Compostela, Gijón, Llanes, Bilbao

 

Zu den Bildern: Bildergalerie Spanien 2010/7

13.4.2010

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Die Fahrt geht nun schnurstracks nach Santiago  de Compostela, einem Fixpunkt der Reise. Wir haben Glück und finden einen zentrumsnahen  und gebührenfreien Parkplatz bei einem der vielen Universitätsgebäude der Stadt.
Der Weg zur großen Kathedrale führt an vielen anderen Kirchen vorbei - man merkt auf Schritt und Tritt, welch gutes Geschäft die Stadt mit dem Hl. Jakobus gemacht hat und noch immer macht - mag man dazu stehen, wie man will und mögen die Pilger von heute oftmals auch ohne streng religiösen Hintergedanken ihren Weg zur Selbstfindung suchen.
Die immer wieder erweiterte und durch neue barockisierende Elemente ergänzte Fassade beeindruckt. Das ehemals den Pilger begrüßende Portal der Glorie, geschaffen vom Meister Mateo, ist heute sozusagen durch ein vorgehängtes barockes Portal verborgen und kann zurzeit nur im Rahmen gebuchter Visiten besichtigt werden - wir waren leider zur falschen Zeit da ...

Das gewaltige Kircheninnere nimmt einen gefangen, ob man will oder nicht. Der 57 kg schwere Weihrauchkessel, der als gewaltiges Pendel an dicken Tauen zu bestimmten Anlässen durch das Querschiff geschwungen wird, sowie der Altar mit der Jakobus-Statue (sie kann von hinten umarmt und geküsst werden) und das darunterliegende Grab entsprechen voll dem, was sich der Besucher erwartet.

Ein schönes Portal führt in die kleine Kirche aus dem 9. Jahrhundert, die in die Kathedrale integriert wurde. Sie bietet ergreifende Schlichtheit. Hier ist der Legende nach die Keimzelle des heutigen Kultes, hier begann seinerzeit eine Handvoll Mönche die Heiligenverehrung.

Das war's für heute mit der Kultur, wir machen Kilometer und finden einen schönen Übernachtungsparkplatz in der Stadt Mino, an der wir zuvor schon vorbeigefahren waren - zu ungewiss schien die Abfahrt zur Küste. Von der nächsten Ortschaft aus geht's aber ganz leicht, sozusagen unmerklich. Die Seitenfahrbahn, die wir finden, ist ganz ruhig (bis auf die Müllabfuhr um 5 Uhr früh), bietet Hundeauslauf und freundlichen Kontakt mit Antonio, der hier wohnt - und der herrliche Sandstrand ist nur 100 m entfernt.

14.4.2010 -  Gijon

Antonio und sein Hund Simba verabschieden uns am Vormittag und wir starten in eine eher lange Etappe, was uns durch die ausgezeichneten Straßen ermöglicht wird. Immer wieder frage ich mich, worauf es eigentlich ankommt, ob man für eine Autopista zahlen muss oder genausogut auf einer mautfreien Autovia vorankommt.

Wir sind gut unterwegs, sodass sich ein Besuch in Gijon problemlos ausgeht - wär' schade gewesen, wenn nicht. Wieder bringen wir unseren kleinen Bus problemlos in einer Seitengasse unter und machen uns auf die Erkundung der kleinen Landzunge, auf die sich die Altstadt von Gijon konzentriert.
Ich bin beeindruckt, wie die Jugend hier integriert wird. Es gibt Skater-Plätze an prominentester Stelle und das Angebot wird gerne angenommen.

In den Sidrerias am Hafen tummelt sich viel Jugend, ohne dass irgendein aggressiver Ton aufkommt.Das ist einfach Lebensfreude, begünstigt durch das schöne Wetter. Einerseits braucht man Windjacken, weil's fürchterlich bläst - andererseits aber entledigt sich die Jugend (leider ausschließlich die männliche) in windstillen Ecken der Kleidung und genießt mit entblößtem Oberkörper die Sonne. Die Sidra kommt in Literflaschen auf den Tisch, den Korken kunstvoll beschnitten - so richtig gut schäumt das Getränk erst dann, wenn es in dünnem Strahl die verbleibende Öffnung passiert und aus 1 Meter Höhe ins Glas perlt ...

Wir gehen zurück zum Auto, nicht ohne das sogenannte Kitsch-Café mit seinen Erinnerungsstücken an die 50er und 60er Jahre zu  besuchen. Einige nette Stücke stehen da herum, aber mit meinen Schätzen zuhause könnte ich das ganz gehörig aufpeppen!

Der Zufall will es, dass wir den Ort Llanes als Tagesziel bestimmen - eine gute Wahl, wie sich herausstellen soll! Wir bleiben am Parkplatz stehen, der einsam und verlassen da liegt - das Wohnwagen-Fahrverbot ist wohl erstens für größere Autos als das unsere gedacht und zweitens kümmert sich jetzt im April ohnedies niemand darum. Vor dem Schlafengehen höre ich noch einem kostümierten Flötenspieler zu, der sich neben unserem Auto ein bisschen einspielt und dann mit einer Gruppe junger Leute in die Stadt aufbricht.

15.4.2010 - Llanes, Bilbao, Hondarribia

Schon gestern abend konnten wir in der prachtvoll untergehenden Abendsonne den kleinen, aber feinen Strand in der Bucht von Llanes bewundern. Für einen Spaziergang auf der sehr gepflegten Promenade, die auf dem Felsen angelegt ist und senkrecht ins Meer abfällt, war es gestern schon zu spät - das holen wir jetzt bei leider nicht so freundlichem Wetter nach und biegen dann in die Stadt ab.

Das Straßenbild ist geprägt von unzähligen Sidrerias und Souvenirgeschäften, in denen es sogar elektrische Sidra-Eingießer zu kaufen gibt. Aber der historische Hintergrund kommt nicht zu kurz, das Fremdenverkehrsbüro ist in einem Turm der alten Stadtmauer untergebracht und zahlreiche Tafeln helfen dem Besucher, die Sehenswürdigkeiten zu erkennen.
Alles deutet darauf hin, dass in der hier an der Nord-Atlantikküste doch kürzeren Badesaison schwierig sein dürfte, in Ruhe durch die engen Gassen zu schlendern. Wir haben schönes Wetter und wenig Besucher - Herz, was begehrst Du mehr!

Wir reissen uns los und fahren weiter Richtung französische Grenze. Wir wollen ja noch durch Bilbao bummeln, sofern wir einen Parkplatz finden.

Und siehe da, nach einer eher abenteuerlichen Fahrt durch enge Gassen in einem Viertel, das stark an Harlem in New York erinnert und wo ich nur ungern ausgestiegen wäre, belohnt Bilbao uns mit einem Superparkplatz am Flussufer, direkt gegenüber dem Guggenheim-Museum.

Von hier ist es nicht weit ins kleine Altstadt-Viertel.

Das Bemerkenswerte an Bilbao scheint aber weniger diese historische Ecke zu sein als die vielen architektonisch bemerkenswerten Neubauten. Man hat den Eindruck, als würde die Stadt mit Macht den Staub einer mühsamen Vergangenheit abschütteln und den Blick mit viel Engagement in die Zukunft richten.

Hondarribia

Diesmal geben wir am Abend acht und bremsen uns vor dem Passieren der Grenze rechtzeitig ein - Hondarribia ist der letzte Flecken auf spanischer Seite. Es gibt einen langen Strand und einen großen Yachthafen. Man fährt  einfach durch die engen Straßen der Altstadt durch und kommt unweigerlich zu einem riesigen Parkplatz, der sich hervorragend zum Übernachten eignet.

Wir sind aber zu faul für den doch längeren Spaziergang zurück in die Stadt und finden mit etwas Glück wieder einen kleinen Parkplatz direkt in jener Straße gefunden, die in den jüngeren Stadtteil hinaufführt. Von dort gelangen wir über eine schmale Stiege auf direktem Weg hinunter in die Altstadt, die jetzt langsam munter wird - vor 20 Uhr tut sich hier gar nix.
Wir wollen eigentlich noch einmal in Spanien gut essen, haben gleichzeitig aber nicht wirklich Hunger - so schlendern wir einfach planlos herum, wundern uns über die zungenbrecherischen Namen auf den Schildern über den Lokalen und landen schließlich in einer gutbesuchten Vinothek.
Hier gibt es schäumenden Cidre (Sidra), ebensolches Bier und gute Weine. Auch kleine Happen sind zu haben und man muss nicht gar so tief in die Tasche greifen - Hondarribia ist sonst kein billiges Pflaster. Ich fürchte, Frankreich kündigt sich an ...

Als wir zurückwollen und unsere schmale Stiege suchen, erleben wir eine angenehme Überraschung: eine dreiteilige Rolltreppe führt einfach im Freien im Zickzack den Hang hinauf und nach zehn Metern bergab sind wir beim Auto!

Die Nacht verläuft ruhig und angenehm auf unserem Standplatz am großen Parkplatz, auf dem sich die Handvoll Womos, die hier stehen, regelrecht verlaufen (W 1.79563, N43.37816).
Am nächsten Morgen erstehen wir noch schnell Briefmarken in der Tabakouak und werfen die Karten diesmal auch noch im richtigen Land in den Briefkasten ...

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