Frankreich, Teil 2

Langsam geht's wieder heimwärts:
Les Landes, Das Bassin von Arcachon, l'Etang de Lacanau, Euronat

Zu den Bildern: Bildergalerie Frankreich 2010/2

16.4.2010

Mit dem Überqueren der Grenze zu Frankreich ändert sich das Straßenbild in unglaublicher Weise - schon an der Grenze stehen viele Wohnmobile am Stellplatz und danach hört das einfach nicht auf - jedes zehnte Auto, das uns begegnet, ist ein Womo!

Wir passieren St.Jean de Luz und Biarritz, überall gäbe es Interessantes zu besichtigen - sogar an der schönen Kathedrale von Anglet geht es ohne Stopp vorbei, obwohl herrliches Ausflugswetter herrscht. Aber uns steht für die nächste Zeit der Sinn mehr nach Natur als nach Kultur. So fahren wir zunächst auf der N10 nach Norden, bis die Eintönigkeit der schnurgerade durch die eintönige Landschaft führenden Straße nervt und ich auf kleinen Straßen Richtung Bassin d'Arcachon durch die Landes fahre. Und siehe da, bei reduzierter Geschwindigkeit gewinnt die Landschaft an Reiz. Der baskische Einfluss ist vergessen, der Anteil an bordeauxroten Häusern nimmt zu - es sind allerdings nur wenige Häuser, die hier im Pinienwald zu finden sind, solange man nicht dem vom Tourismus stärker geprägten Bassin nahekommt.

 Im Nordosten dieses Beckens lädt eine kleine Sackgasse in Taussat zu einem Abstecher ein und wir gelangen ganz überraschend zu einem kleinen, aber feinen Womo-Stellplatz fünfzig Meter vom Ufer entfernt: W 1.06980 N 44.71724

Wir parken uns ein und gehen vor zum Bassin, wo sich das Wasser zurzeit weit zurückgezogen hat - man kann halbwegs trockenen Fußes weit hineingehen, der Schlamm trägt ein Muster, über dessen Ursprung wir rätseln. Die Schiffe liegen waidwund auf der Seite und warten, wieder flottzuwerden.

Direkt am Ufer  bietet ein 'Producteur d'huitres' Austern aus den Bänken im Bassin an. Das heißt, ein bisschen muss ich suchen, bis ich eine nette Dame finde, die meint, dass eine Degustation leider nicht möglich sei - ich kaufe also 6 Austern der mittleren Qualität, das kostet 2 Euro und jede Menge Anstrengung, um sie zu öffnen. Geschmeckt haben sie aber besser, als ich vom letzten Versuch in einem Restaurant in Erinnerung habe - wird nicht der letzte Austernkauf bleiben, jetzt, wo ich weiß, wie ich die Dinger aufkriege.

Das Wasser steigt, die Schifferln werden langsam flott und wir überlegen, ob wir nicht bleiben sollen. Dann fahren wir aber doch weiter auf der Seenstraße und kommen zum Etang de Lacanau. Direkt im Ort biegen wir zum See ab und kommen wir zu einem Parkplatz, der nur durch eine große Wiese vom Strand getrennt ist. Auch dieser Bereich ist als Wohnmobil-Stellplatz ausgeschildert (W1.09103,N44.97778)!

Leo überwindet die paar Meter zum Strand recht schnell, zumal ihm eine hübsche junge französische Hündin dabei behilflich ist ... die Abkühlung danach hat er jetzt bitter nötig. Außerdem freut er sich sichtlich, endlich wieder in Süßwasser baden zu können.

Zu unserer Überraschung herrscht nun reges Kommen und Gehen auf unserem Parkplatz. Es ist Freitag abend und irgendwer in der Gemeinde hat sich hier mit einem Fischer und einem Bauern zusammengetan.

Die liefern nun erstklassige frische Ware hier am Parkplatz aus - leider ist alles vorbestellt und bereits bezahlt - trotzdem gelingt es mir, ein paar riesengroße Eier zu erstehen: das Dutzend 2 Euro!

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Vor einem der netten Häuser, die hier mit direktem Blick auf den See stehen, parkt ein moderner MG-Roadster. Er gehört einer hübschen jungen Dame, die mit ihrem Freund ein abendliches Glas Wein auf der Terrasse genießt und so wie wir den Sonnenuntergang bewundert. Hier bekomme ich ein paar gute Tipps für unsere Rückfahrt nach Bordeaux - es soll ein paar ausgezeichnete und nicht zu teure Chateaus mit erstklassigem Wein geben. Die beiden trinken allerdings südafrikanischen Weißwein und kennen die Automarke Panhard et Levassor nicht - das stimmt ein wenig bedenklich, was die Ratschläge angeht ...

Der Abend ist romantisch, die Nacht angenehm kühl und ruhig - und morgen wird's weitergehen zu unserem Ziel, einem der weltgrößten Naturisten-Gelände hoch oben im Medoc, wo wir's uns noch eine Woche lang einfach gutgehen lassen werden.

17.-25.4.2010 Euronat

Bevor wir die letzten Meter zum Camping hinter uns bringen, decken wir uns in Montalivet noch schnell mit dem Nötigsten ein - dazu gehört auch ein 5-Liter-Karton, den wir mit vorzüglichem Bordeaux befüllen lassen. Gegen diese Dinger ist wirklich nichts einzuwenden, sie erlauben sauberes Eingießen und es kommt kein Sauerstoff in den teilentleerten Behälter. Darüberhinaus sind sie oftmals wiederverwendbar. Ich habe meine Meinung diesbezüglich korrigieren müssen.

Montalivet selbst hat ausser der kleinen schlanken Kirche nicht viel zu bieten. Später erst werde ich feststellen, dass ich hier einen Internet-Anbieter hätte suchen sollen. Jetzt geht's zunächst einmal auf die Suche nach einem schönen Plätzchen, wo wir die nächsten Tage verbringen werden. Außerdem gibt's natürlich noch Montalivet-Plages, wo sich hinsichtlich Tourismus einiges mehr tut.

Ein paar Daten zum Naturistendorf EURONAT:

Es gibt ein großes Einkaufszentrum mit Restaurants und mit spezialisierten Läden aller Art, hervorzuheben ist ein ganz hervorragender Bäcker, dessen Brotsortiment man in 14 Tagen gerade einmal durchkosten kann.
Negativ ist nur die WLAN-Versorgung zu erwähnen: 2 Stunden, nach Login-Time verrechnet, kosten 9 Euro - das ist absolut unzumutbar. Über die externe Antenne ist am ganzen Platz ein Netz verfügbar, das sich IRIS.CLUB nennt - niemand kann mir aber sagen, ob und wie ein Vertrag möglich wäre und die Login-Seite hält sich verdächtigerweise völlig bedeckt. Lange wird dieser anachronistische Zustand hoffentlich nicht mehr anhalten.

Fürs Vergnügen ist durch ein Hallenbad gesorgt, das diesen Namen wirklich verdient. Es gibt auch drei große Freiluftbecken und zwei Rutschen, die derzeit gerade für den Sommer bereitgemacht werden. Der Strand ist kilometerlang und sehr breit, wirklich feiner Sandstrand. Ebenfalls im Campingtarif inbegriffen ist auch Bogenschießen, für Thalassotherapie und Sauna hingegen muss bezahlt werden.

Solange Camping-Cheques gelten, ist die Gebühr mehr als angemessen. Danach hätten wir pro Nacht 23 Euro bezahlt. Die Plätze sind riesengroß und außerdem ringförmig um jeweils eine Grüninsel mit Altbaumbestand gruppiert.

Schade, dass für Österreicher die Entfernung einfach zu groß ist. Dieses weitläufige Gelände mit seinem schönen Pinienbestand ist ein echtes Natur-Paradies. Es ist irgendwie nur natürlich, dass es auch von Naturisten (FKK) bevölkert wird. Im Sommer sind das 10.000 Menschen - angeblich trotzdem kein Gedränge, sagen die Langzeitbewohner. Viele sind bereits in dritter Generation (!) hier, das sagt schon ein bisschen was aus.

Am 25.4. ziehen wir schweren Herzens weiter.

 

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