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25.4.2010
Heute heißt es Abschied nehmen von einer Woche Faulenzen in Euronat - die Akkus sind voll, es kann weitergehen. Zunächst möchte ich Sissy noch ein bisschen etwas von dem zeigen, was ich bei meinen Radausflügen in den letzten Tagen gesehen habe - also geht es noch hinauf nach Norden, an die Spitze der Landzunge, deren Ende die Pointe de Grave ist, von wo die Fähre über die breite Trichtermündung der Gironde hinüberfährt nach Royan. |
Der Weg dorthin führt durch Soulac, einen bekannten und feinen Ort, der auch Ausgangspunkt eines der Pilgerwege nach Santiago ist (der Küstenweg oder auch englischer Weg genannt). Aus der Kirche des Ortes ist mir gestern eine hübsche frisch getraute Braut entgegengekommen, heute will ich die Kirche selbst ein bisschen genauer betrachten. Sie hat eine bemerkenswerte Geschichte, die eng mit der Düne zusammenhängt, die am Atlantikufer ja ständig ihre Gestalt ändert. Diese hat schon im 12. Jhdt. begonnen, die Kirche zu begraben - zunächst haben die Benediktinermönche immer wieder versucht, das Niveau zu heben. Das blieb auf lange Sicht erfolglos, schließlich ragte nur noch der Kirchturm aus dem Sand. Die Schiffahrt brauchte diesen Punkt als Orientierung, nur darum blieb das Gebäude vom Abriss verschont. Und siehe da, im 18 Jahrhundert war die Düne weitergewandert und hatte das Gebäude teilweise wieder freigegeben. Nun begannen Restaurierungsarbeiten und bald konnte wieder eine Messe gelesen werden. Heute gibt es kein Kloster mehr und der Turm ist nicht mehr original, man kann jedoch im Kirchenschiff durch ein im Pfeiler eingelassenes Fenster jene Wendeltreppe erkennen, die einst vom noch tiefer liegenden Fundament in den zentralen Turm hinaufführte.
Eine berührende Geschichte, die dem Gemäuer eine ganz besondere Atmosphäre verleiht. Es gehört heute zum Weltkulturerbe der UNESCO. |
Eigentlich sollte ich ans Heimfahren denken, doch die Gironde läßt mich nicht so einfach los. Wir fahren nach St. Christoly, wo heute Weinmarkt ist. Leider sind wir zu spät dran, es wird gerade weggeräumt - ein paar Häuser weiter ist aber ein Keller geöffnet und wir wollen doch wissen, wie der Wein hier so ist. Also kosten wir und kaufen ein paar gute Flaschen. Auf meine Frage nach einem Stellplatz für die Nacht folgt dann wieder eine nette Überraschung: Ein Bauer, den man mit Fug und Recht als die Verkörperung des typischen Klischee-Franzosen bezeichnen kann, meint, ich solle ihm doch einfach folgen.
Er führt mich zu einem Verwandten, der in der Nähe das Chateau Tour de Castillon bewirtschaftet - und genau neben diesem Turm, der zu einem alten Fort am Ufer gehört, schlafen wir heute! Ruhiger und romantischer kann es kaum sein. |
26.4.2010
Jetzt geht es aber wirklich los. Ein bisschen Zeit nehmen wir uns noch, um all die berühmten Weinbaugebiete wenigstens im Vorbeifahren zu bewundern, etwa in Pauillac an der Grenze zu St.Julian das Chateau Latour (Premier Grand Cru!) und das benachbarte große Chateau Pichon-Longueville-Comtesse de Lalande.
Dieses Schloss, das heute zu Champagner-Roederer gehört, rechtfertigt den Preis seiner Produkte wohl schon durch das Anwesen selbst ... wer einen der guten Jahrgänge erstehen will, muss mit mehr als 350 Euro rechnen - selbst wenn es sich erst um einen 'jungen' Wein aus den 80ern handelt. Sothebys hat vor kurzem ein paar Flaschen aus den 40ern versteigert. |
In St. Estèphe gibt es einen netten Stellplatz direkt am Ufer, aber unweit der Straße: N 45.26401, W 0.75798. |
Da heute mehr als 400 km anstehen, nehmen wir jetzt die Autobahn und fahren an Bordeaux einfach vorbei. Wir kommen ja wieder.
Den vielen Hinweise auf Sehenswürdigkeiten im Perigord kann ich aber dann doch nicht widerstehen. Ich fahre ab und bleibe neben einigen anderen Womos am Parkplatz von Terrasson an der Vezère stehen.
Es sind nur wenige Meter über die alte Brücke in die Altstadt, dann steil hinauf zur Kirche und wieder hinunter zu den Jardins de l'Imaginaire - und hier bin ich wieder einmal 10 Minuten zu spät! Die letzte Visite hat gerade begonnen und morgen, Dienstag, bleiben die 7 ha großen Gärten mit ihren Darbietungen geschlossen; Übernachten hat keinen Sinn. Wer sehen will, was ich versäumt habe: Hier gibt's eine Photo-Show!
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Also weiter zum geplanten Ziel, einem Camping-Cheque-Platz in der Corrèze: Domaine de Mialaret bei Neuvic, ein gepflegter Platz mit einem schönen Schloss, dessen Restaurant allerdings ebenso wie das große Freibad noch bis zum 1. Mai geschlossen ist. Wir sind mit einem englischen Ehepaar, das sich mit dem Wohnwagen auf der Fahrt nach Spanien befindet, die einzigen Camping-Gäste.
Die Nacht ist ruhig und angenehm, ein Reh springt unmittelbar vor unserer - und vor Leos - Nase eher unbeeindruckt durch die Gegend. Den morgigen Vormittag werde ich verwenden, um die gute Gratis-Internet-Verbindung für das Reisetagebuch zu nützen. |
Leider werden dies so ziemlich die letzten Fotos sein, die ich einstellen kann: Meine kleine Kompakt-Kamera, die bisher so brav ihre Dienste geleistet hat, kann die Optik nicht mehr richtig ausfahren. Muss man positiv sehen - das Schönste ist ja wohl vorbei.