Spanien, 23.-28. März 2010
Almayate, Ronda

 

 

 

 

Hier die Bilder: Bildergalerie Spanien 2010/5

Der FKK-Campingplatz Almanat bei Torre del Mar in der Provinz Malaga ist Winter-Refugium für viele Lanzeit-Camper aus Deutschland, Holland und England. Auch ein paar Österreicher gehören dazu.
Es ist ein ordentlicher Platz ohne besondere Höhepunkte. Was ihn für Langzeitcamper attraktiv macht, ist die Nähe von Torre del Mar, den dortigen Supermarkt etwa kann man in 20 Minuten zu Fuß erreichen. Zum Tierarzt ist es dann auch nicht viel weiter: dieser findet nichts in Leos Ohr! Ist ja eine gute Nachricht, aber welchem Arzt soll man nun glauben?

Wir bleiben fünf Nächte. Das Wetter ist nicht berauschend, aber für ein kurzes Sonnenbad langt es jeden Tag. Der kleine Indoor-Pool und die Sauna sind für unseren Aufenthalt mitverantwortlich.

Dann aber geht es doch wieder weiter:

27.3.2010 - RONDA

Wir fahren die Küste entlang. Vor Malaga wechseln wir auf die Autovia und passieren die Stadt - eine Besichtigung lassen wir heute bleiben. Kurz darauf geht es nach rechts hinauf in die Berge, die ersten weißen Dörfer kommen bald in Sicht. es geht vorbei an endlosen Olivenhainen mit knorrigen Stämmen, dann wechselt die Landschaft. Wir fahren durch steinige Wiesen, auf denen uns nur mehr Schafe und Ziegen begegnen. Wir sind nur 1000 m hoch, aber der Eindruck ist fast wie im Hochgebirge.

Als wir Ronda erreichen, finden wir sofort im Zentrum einen schönen Parkplatz und machen uns gleich an die Besichtigung der berühmten Stierkampfarena. Sie ist eine der ältesten und größten, wenn sie auch nur 4500 Zuschauer fasst und die drei Buchstaben RMR, die überall zu finden sind, stehen in etwa für Real Maestranza Ronda, was auf die königliche Ermächtigung zum Lehren des Stierkampfs hinweist.

Der Bau ist wegen seiner Geschichte besuchenswert. In den beiden Museen, die sich unter den Besucherrängen verstecken, befinden sich wertvolle Ausrüstungsgegenstände und Waffen, auch der Geschichte des Duells wird mit vielen Exponaten gedacht. Die künstlerisch sicher wertvollen Darstellungen des Stierkampfs habe ich mit gemischten Gefühlen und eher nur kurz betrachtet.

Als wir wieder rauskommen, sind alle schönen Lokale geschlossen. Wir nehmen in einer kleinen Pizzeria ein paar Tapas zu uns und gehen weiter zur sogenannten neuen Brücke, die 90 Meter hoch die Schlucht überspannt, welche die beiden Teile Rondas trennt.

Von der Brücke und von vielen Aussichtsplattformen bieten sich herrliche Sichten in die Ebene hinunter, in die Schlucht und auf die steinernen Bögen der Brücke selbst.

Wir machen uns nun auf die Suche nach einem Platz für die Nacht. Der Campingplatz macht zwar einen sehr freundlichen Eindruck, liegt aber für den geplanten abendlichen Besuch der Stadt zu weit ausserhalb. Der Parkplatz beim Bahnhof ist gebührenpflichtig und rechtfertigt dies aber in keiner Weise. So stellen wir uns einfach in der Nähe des Hotels Königin Viktoria an den Straßenrand, neben einem Park und gleich neben einem herrlichen Aussichtspunkt mit einer schönen Marienstatue. Hier wird morgen die Prozession Halt machen und dafür ist die gegenüberliegende Straßenseite heute schon mit Parkverbotsschildern gepflastert.

Die Straße ist ein wenig abschüssig, aber nicht mehr, als ich mit den Luftfederbälgen an der Hinterachse ausgleichen kann. Ich freue mich wieder einmal über diese Investition.

Nach dem Essen machen wir uns nochmals auf den Weg in die Stadt, diesmal ohne Leo. Die Fußgängerzone ist mit beleuchteten Ständen geschmückt, an denen man Süßigkeiten und Spielwaren kaufen kann. Am Platz vor der größten Kirche der Stadt sind bereits die Tribünen für die Prozessionen aufgebaut: Von hier starten sie und hierher kehren sie nach etwa 5 Stunden auch wieder zurück - zwei Prozessionen an jedem Tag der Semana Santa!

Wir kehren am Heimweg noch in einer Cervezeria ein, wo wir den berühmten schwarzen Schinken verkosten, den Jambon Iberica.
Zusammen mit zwei Gläsern Bier bzw. Copa Jerez (guter Dessertwein) soll er für eine angenehme Nachtruhe sorgen.

28.3.2010 - Ronda, Fahrt nach Gibraltar

Die Nacht war ruhig, nur irgendwann ist noch eine Gruppe Jugendlicher mit Gesängen und Castagnetten-Geklapper vorbeigezogen. In der Früh habe ich Glück und finde auf meinem Morgenspaziergang mit Leo eine kleine Panaderia. So kehre ich mit Brot und Kuchen zum Frühstück heim.

Neben unserem Auto versammelt sich die Policia Local auf ihren Motorrädern und trifft die Vorbereitungen für das Abschleppen der auf der anderen Straßenseite abgestellten Autos. Ein Polizist klärt mich darüber auf, dass die Prozession erst am Nachmittag zu unserem Auto kommen wird. Vormittags findet sie ein paar Gassen weiter statt.

Also pilgern wir dorthin und sehen einen prächtigen Umzug mit hunderten Teilnehmern, in farbenprächtigem Gewand und mit weißen Büßerkapuzen. Sie führen eine Statue mit, die Christus auf seinem Esel zeigt, wie er am Palmsonntag in Jerusalem einreitet. Die Statue wird von etwa 25 Männern getragen, die es nicht einfach damit haben, sie durch die engen Gassen und um scharfe Kehren zu manövrieren. Jedes dieser Manöver wird von den zahlreichen Zuschauern mit Applaus belohnt.

Wir haben genug gesehen und gehen nochmals in die Stadt hinunter. Nochmals zur Brücke und hinein in das Haus von Don Bosco, dem Begründer des Salesianerordens. Das Haus strahlt mit seinen schönen Fayencen und dem gepflegten Garten heute noch jene Ruhe aus, die viele große Männer der Vergangenheit hier verweilen ließ. Vom Garten dieses 'hängenden Hauses' bietet sich ein herrlicher Blick auf die Brücke und ich beschließe, Sissy alleine zum Auto zurückgehen zu lassen. Ich will hinunter in die Schlucht, den Felsen entlang und auf der gegenüberliegenden Seite der Stadt wieder zum Auto hinaufgehen.

Keine so gute Idee. Beim Abstieg finde ich zwar interessante Dinge: eine alte Mühle, Reste des Wasserrades einer Turbine und einen alte Waschplatz im Felsen. Dann bricht der Weg aber ab, ohne Sicherung gibt's kein Weiterkommen.

So soll es mir noch ein paar Mal gehen. Keine Schilder, immer wieder Sackgassen. Irgendwann begegnet mir auf diesen Irrwegen über Feldwege eine kleine Kolonne von drei spanischen Alkoven-Wohnmobilen. Sie stocken gerade vor der Durchquerung einer kleinen Furt. Der erste Lenker spricht gut Englisch und ich versuche, ihn vom Weiterfahren abzuhalten - hier wäre Umkehren noch relativ einfach. Er meinte aber, zurück wäre es zu schwierig und auf seiner Karte wäre eine Straße eingezeichnet - also müsse es auch eine geben. Der Ärmste! Verglichen mit dem, was vor ihm lag, war hinter ihm die reinste Autopista ...

Mit einem prächtigen Sonnenbrand komme ich nach knapp drei Stunden wieder oben beim Womo an. Als ich hinunterschaue in die Ebene, hundert Meter unter mir, sehe ich drei kleine Punkte auf ihrem Weg zurück - ich möchte mir gar nicht vorstellen, wo die drei Dicken gewendet haben. Lustig war's bestimmt nicht.

Ich bin fix und foxi. Essen ist momentan nicht drin und so beschließe ich, gleich weiterzufahren. Auf unserem Weg hinunter zur Küste kommen wir an zahlreichen Aussichtspunkten vorbei, die herrliche Blicke auf die weißen Dörfer und auf die Berge gewähren. Bei dieser Gelegenheit hole ich das Essen nach. Die letzten Kilometer vor der Küste tun dann ihr Möglichstes, diesen Vorgang wieder rückgängig zu machen, so wellig ist die Fahrbahn. Dann jedoch kommen wir auf die Autovia und es geht in aller Ruhe Richtung Gibraltar. Wir finden einen schönen Platz in San Roque - jener Stadt, in welche die spanischen Gibraltaren nach der Eroberung durch die Engländer geflüchtet waren. Sie trägt heute noch die Zeichen Gibraltars in ihrem Wappen - dazu wurde sie von der spanischen Regierung ermächtigt.

Unser Parkplatz liegt neben der Arena. Eine kleine Tür ist offen - ein Blick hinein offenbart eine kleine Bar mit vielen Stierkampf-Erinnerungsstücken. Hier ist das Reich Antonios, der praktisch zum Supermarktpreis Bier, Wein und Rum ausschenkt. Seine Frau bringt uns gekochte Schnecken - sie schmecken sehr gewöhnungbedürftig, aber ein Ablehnen wäre unhöflich. Zwei Engländer, die in Gibraltar arbeiten, vervollständigen mit ihrer spanischen Begleiterin den Abend - ein vergnüglicher Ausklang eines bemerkenswerten Tages.

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