10.-11.4.2010 Batalha, Porto

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10.4.2010 - Das Kloster von Batalha

Wir kaufen im kleinen MiniMercado neben dem Café Morais ein und ich verabschiede mich von meinen mittlerweile wieder eingetroffenen Kumpanen des gestrigen Abends.

Die Fahrt nach Porto führt über gute Straßen, wir biegen bei Batalha zum Kloster ab. Es sind unglaublich viele Leute unterwegs und wir schreiben dies dem Sonntag und dem schönen Wetter zu - in Wirklichkeit ist heute aber ein wichtiger Jahrestag der historischen Schlacht bei Batalha.
Im Kapitelsaal des Klosters befindet sich eine Gedenkstätte für Portugals Gefallene aller Kriege. Die Schlacht von Batalha war die für Portugal wichtigste Schlacht im Kampf gegen die immer wieder einfallenden Spanier und heute findet eine wirklich beeindruckende Gedenkfeier statt. 

Drei Kompanien sind aufmarschiert und zahlreiche Veteranenverbände schwenken ihre Fahnen. Es spricht der Präsident der Republik und unsere Besichtigung wird durch seinen Besuch ziemlich beeinträchtigt. Dafür sind wir ihm auf wenige Meter nahe … sehr zur Beunruhigung der wachhabenden Soldaten.

Die Anlage des Klosters ist beeindruckend, es wurde auch sehr lange daran gebaut …  zu lange, denn ein König aus der auf die Gründerdynastie folgenden Familie ließ dann die Arbeiter abziehen, um seinen eigenen Prachtbau zu beginnen - jenen des Jeronimo-Klosters in Belém bei Lissabon. Dadurch blieben die an die Kirche angebauten Kapellen unvollendet - es fehlt die Kuppel.

Der Bau zeigt den für Portugal typischen Manuelismus in Reinkultur, einfach wunderschön. Der Kapitelsaal mißt 19 mal 19 Meter und sein frei tragendes Deckengewölbe war eine Meisterleistung. Es durften nur zum Tode Verurteilte daran arbeiten, so unsicher schien das Ganze - letztlich schlief der Baumeister selbst drei Nächte darin, um die Sicherheit zu beweisen … die Konstruktion ist heute noch beeindruckend.

Sehenswert sind auch die beiden so unterschiedlichen Kreuzgänge. Wie so oft ist der eine besinnlich-nüchtern angelegt, der andere hingegen verspielt-prunkvoll und mit einem prachtvollen Brunnenhaus ausgestattet.


Wegen der Gedenkfeier haben wir uns viel länger hier aufgehalten, als vorgesehen war - dafür war die Besichtigung heute kostenlos, niemand hat an so Profanes gedacht. Die Weiterfahrt nach Porto erledigen wir auf der Autobahn und wählen letztlich den etwa 20 km nördlich der Stadt gelegenen Campingplatz in Lavra als Ziel.

Orbitur verfügt über ein dichtes Campingplatznetz in Portugal. Jener von Porto liegt auf W 8.71837, N41.26842 und kostet inklusive Hund und Strom 12,44 pro Nacht, der Autobus hält direkt vor der Türe und braucht 1 Stunde bis ins Zentrum. Die Ausstattung ist vollständig, aber insgesamt veraltet. Supermarkt ist 5 Minuten zu Fuß entfernt, Strand 15 Minuten. Restaurant freundlich und gut.

11.4.2010 - Porto

Sissy bleibt mit Leo am Campingplatz, ich fahre allein mit dem Bus nach Porto - leider erst mittags, weil ich die Fahrpläne verwechsle. In Porto angekommen, erkenne ich leider nicht die wunderbare Lage meines Standpunktes - er wäre für eine Besichtigung zu Fuß der ideale Ausgangspunkt gewesen.

Stattdessen steige ich in einen Yellow Bus für eine 'Rundfahrt durch das historische Porto'. Ich mache dies zum erstenmal und bin etwas enttäuscht - man fährt an Bauten vorbei, ohne eine Beziehung zu ihnen aufzubauen und meistens ohne eine gute Möglichkeit, zu fotografieren. Mit etwas Pech drückt der Fahrer erst dann aufs Knöpfchen für die Beschreibung einer Sehenswürdigkeit, wenn man bereits daran vorbei ist.

Ich verlasse den Bus am Douro-Ufer beim Franziskanerkloster und besuche Kloster und Museum. Das ursprünglich gotische Kloster wurde im Barock Zentrum und Ausdruck des Reichtums der Bewohner Portos: Wer den aussen schlichten Bau betritt, wird innen von einer unglaublichen Überfülle goldener Altäre, Freskoeinfassungen und figuralen Darstellungen nahezu erschlagen. In dieser Dichte habe ich so etwas noch nicht gesehen. Leider sind keine Fotos möglich.
Solange private Beisetzungen und Verbrennungen erlaubt waren, bemühten sich die wohlhabenden Familien Portos um eine Beisetzung im Pantheon unterhalb des Klosters bzw. der kleinen angebauten Kirche. Diese Totenstätte ist heute im Rahmen des Muse ums zu besuchen, dessen Eintritt im Preis für den Klosterbesuch inkludiert ist.
Das an das Kloster angrenzende Miragaia-Viertel am Douro ist pittoresk und stimmungsvoll. Es war früher die Heimat der Fischer, die von ihren auf Arkaden erbauten Häusern über den Douro hinüber nach Gaia schauen konnten - bevor ihnen ein Zollgebäude und ein Damm mit der Hafenstraße vor die Nase gesetzt wurden. Jetzt machen die am Fuße des Berges gelegenen Häuser einen ärmlichen Eindruck, wenn sie nicht für den Tourismus herausgeputzt werden.
Ich mache den Fehler, nicht zu Fuß den Berg hinaufzukraxeln - vielmehr will ich meine Buskarte ausnützen. Die Linie, die mich über die Brücken führen sollte, fährt aber aus irgendeinem Grund heute nicht mehr und die verbleibende dritte, die sogenannte 'Burgen-Tour', führt weite Strecken den Strand entlang - und da gibt es heute kein Weiterkommen, es ist Sonntag Abend und das Wetter war und ist noch immer sehr schön, das bewegt die Massen.

Drei Stunden Fahrzeit statt einer, da bleibt keine Zeit mehr für die Altstadtrunde zu Fuss - na ja, irgendwann komme ich vielleicht wieder nach Porto, für heute ist Schluss. Das war wohl das erste und gleichzeitig letzte Mal Sightseeing per Bus.
Ich komme um 21:30 am Campingplatz an, bei uns zuhause wär's schon halb elf. Wir sind zwar die einzigen Gäste im Restaurant am Platz, dennoch bekommen wir noch ein gutes Abendessen. Ich nehme einen mit Bröseln überbackener Kabeljau-Topf nach regionaler Art - ungewohnt, aber sehr gut.

12.4.2010

Der Tag ist in erster Linie dem Internet gewidmet. Bei der Abfahrt ist es bereits 17 Uhr und wir nehmen zunächst ein Stück Autobahn Richtung Norden, an die spanische Grenze. Es wird spürbar kühler, die Landschaft nimmt einen Charakter an, wie man ihn von zuhause gewöhnt ist - saftiges Grün und bewaldete Hänge. Noch ein letzter Supermarkt-Besuch im preiswerten Portugal, dann ist es dunkel und wir suchen einen Platz für die Nacht.

Den finden wir am Ufer des Flusses Minho (das ist die portugiesische Schreibweise - wir wähnen uns ja noch in Portugal), am Fuße zweier befestigter Bauten, einer an jedem Flussufer. Ein großer, nahezu leerer Parkplatz vor einem Terrassencafé, das uns mit Internet versorgt.

Kurz vor dem Schlafengehen knallt es auf einmal laut, wie von Kanonenschüssen - es findet ein mitternächtliches Feuerwerk statt und die Lichter der Raketen spiegeln sich im breiten Fluss. Was für eine Begrüßung!

13.4.2010

Überraschung, Überraschung: Beim Aufwachen sind wir von etlichen Autos umgeben, denen schwarzgekleidete Herren entsteigen. Ein Kameramann treibt sich auch herum - wir sind schon wieder in eine offizielle Feier geraten, diesmal geht es um eine Ehrung, die ein paar verlegen dreinschauenden jungen Männern zuteil wird - wofür, bleibt im Verborgenen.

Die vielen spanischen Kennzeichen hätten mich schon misstrauisch machen sollen - klar wird's aber erst, als das Postamt gelb ist (in Portugal ist die Post rot) und die Schalterbeamtin die Briefmarken auf den Karten nicht akzeptiert, die wir noch schnell in Portugal loswerden wollten: Wir sind gestern unbemerkt über die 'Grenze' gefahren, haben also irgendwie den Fluß überquert und demnach bereits am Ufer des Miño geschlafen.

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