Im Sommer 1963 kamen die beiden JAWA-Fahrer Gottfried Herzan und Franz
"Johnny" Knittl vor dem Ersatzteilverkauf des Generalimporteurs Josef
Faber ins Gespräch: Der gemeinsame Wunsch nach günstigen
Ersatzteilpreisen und gegenseitigem JAWA-Erfahrungsaustausch war für
die beiden "Leidensgenossen" neben einigen anderen Motiven der Anlass,
sich zu einer Gruppe von JAWA-Fahrern zusammenzutun - der JAWA CLUB WIEN war geboren. |
Die Idee der beiden fand rasch Anklang.
Bei der ersten Generalversammlung des JAWA CLUB WIEN am 4. September 1963
wurde Franz Knittl zum ersten Obmann des JCW gewählt.
Schon damals fanden die Clubabende allwöchentlich am Mittwoch statt und bald war es eine
respektable Zahl Gleichgesinnter, die sich in Ottakring, Ecke
Herbststrasse/Kirchstetterngasse im ersten Clublokal ein Stelldichein gaben.
An dieser Stelle möchten wir auch Herrn Kommerzialrat Josef Faber ( 2004) unseren besonderen Dank aussprechen. Er hat als Generalimporteur von JAWA unseren Club schon bei den ersten Gehversuchen tatkräftig unterstützt und auch in weiterer Folge seine Hilfe nicht versagt, wenn Not am Mann war! |
Die JAWA war eine Maschine, die besonders auf winkeligen Bergstrecken ihre Qualitäten voll ausspielen konnte. Das Photo zeigt den langjährigen Obmann des JCW, Karl Zeitler, auf einer Jawa 250. | |
Ein gutes Beispiel dafür liefert der Dopplerhüttenkurs (heutigen Motorradfahrern als die berühmteste Organspenderstrecke in der näheren Umgebung Wiens bekannt), auf dem Franz Hamedl mit seiner JAWA 350 bei nicht weniger als 5 Veranstaltungen Gesamttagesbestzeit erzielte - und die Burschen in den Klassen 500ccm und +500ccm haben sicherlich auch nicht schwach Gas gegeben! |
Fahrer des JAWA CLUB WIEN dominierten in den 60er-Jahren sowohl die
Nennungs- als auch die Ergebnislisten in der Klasse bis 350 ccm.
Markenzwang gab es aber nie beim JAWA CLUB WIEN, auch auf MAICO, PUCH, BULTACO oder TRIUMPH - um nur einige Fabrikate zu nennen - konnten Fahrer des JCW auch in anderen Hubraumklassen Rennerfolge erzielen. Österreichische Staatsmeister des JAWA CLUB WIEN:
Zahlreiche andere Erfolge sind leider nicht eindeutig dokumentiert und lassen sich nur noch aus der Erinnerung rekonstruieren: Heinrich Schuch etwa wurde bei Heribert Weingärtler im Boot Staatsmeister in der Seitenwagen-Bergmeisterschaft, Heinz Zimmermann (Speedway) und Franz Hamedl (Wertungssport 350ccm) sowie Karl Zeitler (Wertungssport 250 ccm, anno 1970) seien hier stellvertretend für alle Vizestaatsmeister des JCW erwähnt. |
Das Ende der 60er Jahre brachte einen Motorrad-Boom und eine wahre Leistungsexplosion.
Die Rennmaschinen wurden schneller und schneller - die Rennstrecken der früheren Jahre waren dafür zu langsam und zu gefährlich. Die neuen, schnellen Pisten und Bergstrecken waren aber umgekehrt für die "auffrisierten" Serien-JAWAs viel zu schnell und die Kosten für eine konkurrenzfähige Productionracer von Yamaha oder Kawasaki überstiegen die finanziellen Möglichkeiten unserer Mitglieder. Auf der Suche nach Alternativen entdeckte der JAWA CLUB WIEN die Liebe zum Trialsport und setzte auch gleich eine Pioniertat: Das erste Beiwagen-Trial in Österreich wurde am 14. März 1970 in Langenlois am Kamp als Veranstaltung des JCW durchgeführt und im Jahr 1972 gewann Roland Georgieff mit Beifahrer Kolinsky den Seitenwagen-Wintercup. |
Photo oben: Trial Ritzing 1972, letzter Lauf zur österr. Beiwagenmeisterschaft. Beides von Georgieff/Kolinsky gewonnen. Photo links: Int. Trial Kassel (Nord-D) 1971, Georgieff/Kolinsky auf Jawa 350 1-Zyl. Zweite von 17 Gespannen. Lauf zur Beiwagentrial EM. |
Allerdings waren in weiterer Folge die ganz großen Könner des Trialsports trotzdem
nicht unbedingt in unseren Reihen zu finden - die anfängliche Begeisterung flaute
bald wieder ab und begann erst später in den 80ern mit der Anschaffung einer clubeigenen
Trialmaschine (Ossa 350) wieder zu neuem Leben zu erwachen.
Mitte der 70er Jahre entstand aber eine neue, lizenzfreie Motorsport-Disziplin für schmale Brieftaschen: Die Gefechte um Zehntel- und bald auch Hundertstelsekunden wurden immer häufiger bei Motorradslaloms ausgefochten. JAWA CLUB WIEN Fahrer waren hier von Anfang an dabei und in allen Klassen immer für einen Platz auf dem Siegespodest gut - es gab einige Bewerbe, bei denen wir der Konkurrenz bestenfalls einige zweite und dritte Plätze übriggelassen haben! In den Reihen der Gegner wüteten damals - ohne Anspruch auf Vollständigkeit - Peter Brosig, Peter Schmid, Franz Doiber, Gerhard Legner und Peter Augustin. Eine der größten Slalomveranstaltungen im Wiener Raum war der JCW-Slalom 1976 im Donaupark mit über 100 Startern in mehreren Klassen. Die Rennsportaktivitäten des JCW wurden in diesen Jahren von einigen letzten Aufrechten mit viel Herz und wenig Geld weitergepflegt - bedingt durch weitgehend serienmäßigen Maschinen (wenig Geld!) waren gegen die Übermacht der PS-Bomber zumeist nur Achtungserfolge im vorderen Mittelfeld (viel Herz!) zu verzeichnen. |
Das Photo zeigt unseren bisher "längstdienenden" Obmann Peter Schmid auf seiner Yamaha 350 bei einem Bergrennen. |
Und hier ein Bild von unserer 20 Jahr-Feier anno 1983!
Man wird nicht jünger und mit zunehmendem Alter auch gesetzter (immerhin ist ein großer
Teil unserer Clubmitglieder schon länger als 20 Jahre beim Club) - kein Wunder also, dass die
Bereitschaft, sich bei irgendwelchen ernsthaften Rennen fürchterlich auf den Janker zu hauen,
zunehmend schwindet.
In den letzten Jahren haben sich daher unsere Aktivitäten daher zunehmend auf die touristische Ebene und clubinterne Trial- und Slalomveranstaltungen verlegt, bei denen es in der Regel höchstens ein paar blaue Flecken gibt. Für gelegentliche Adrenalinstöße gibt es auch noch die diversen Ringveranstaltungen, bei denen die persönliche Fahrtechnik und die Reifenhaftgrenze relativ gefahrlos und jedenfalls ohne Gegenverkehr ausgelotet werden kann. Die chronische finanzielle Verwahrlosung der Jugendjahre ist ebenfalls einer gewissen Saturiertheit gewichen, die Motorräder sind neu, funktionieren tadellos und defektfrei, lassen sich per Knopfdruck starten und fahren immer, solange Sprit drinnen ist - kurzum, irgendwie ist das fad.... Und wenn einem erst einmal so richtig fad ist, kommt man auf die verrücktesten Ideen, zum Beispiel besinnt man sich auf den Clubnamen und kauft sich einen Haufen rostigen Schrott, auf dem irgendwo noch andeutungsweise ein JAWA oder CZ-Emblem erkennbar ist! Ausgelöst wurde der Veteranenboom irgendwie durch diese Homepage - bedingt durch den Namen JAWA CLUB haben uns plötzlich Jawa-Fans aus aller Welt kontaktiert und peinlicherweise musste man dann zugeben, dass es im ganzen Club nur noch eine einzige (nicht betriebsbereite) Jawa gibt - auf Dauer ein unhaltbarer Zustand :-) In den letzten Jahren hat sich nun der Bestand an Oldies sukzessive erweitert und einige davon sind bereits voll einsatzfähig, wenn es so weiter geht, müssen wir den Namen des Clubs doch nicht ändern.... Der rennsportliche Geist ist aber doch noch nicht ganz verweht: Im Jahre 2004 erzielte unser wildester Hund, Roman Spielauer, am Pannoniaring im Rahmen der Berger-Racedays bei 6 gefahrenen Rennen zwei erste Plätze. Diese gelangen aber erst, nachdem er die etwas brustschwache Honda Hawk durch eine wild aufgerüstete nackerte Kawa 750 ersetzt hatte. Mit der Hawk konnte er immer nur auf den 5. oder 6. Platz vorstoßen. (Anm.d.Red.: Bistdudeppat, die geht, die Kawa. Gleich mal 2:32 bei einem vorsichtigen Proberunderl...) |